HIH News

Wichtiger Schritt zur personalisierten Behandlung bei Parkinson

Ein internationales Konsortium unter Beteilung des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung zeigt, wie die schwerwiegenden Folgen einer seltenen Mutation bei Parkinson zielgenau ausgeglichen werden können.

Je besser die Ärztinnen und Ärzte verstehen, wie eine individuelle Erkrankung zustande kommt, desto besser können sie den Kranken helfen. Ein internationales Team um Professor Rejko Krüger vom „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“ (LCSB) der Universität Luxemburg, zu dem auch Professor Thomas Gasser und weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HIH gehören, zeigt in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine, wie das bei einer seltenen Form der Parkinson-Erkrankung gelingen kann –  allerdings bislang nur im Labor.

Die Forschenden haben eine sehr seltene Mutation untersucht, die früh krank macht. Sie konnten zeigen, dass durch diese Mutation eine wichtige RNA zu kurz gerät. Die lädierte RNA enthält die Bauanleitung für das Eiweiß DJ-1, das am Energiestoffwechsel der Nervenzellen beteiligt ist. Sie wird bei den Parkinson-Patienten mit der entsprechenden Mutation nicht einfach in eine kleinere Version des Proteins übersetzt, die dann vielleicht noch brauchbar wäre, sondern vom Proteinbiosynthese-Apparat völlig ignoriert. Ohne DJ-1 Protein sind die Nervenzellen nicht lebensfähig.

Das Konsortium um Krüger, zu dem 34 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mehr als einem Dutzend internationaler Institutionen gehören, haben den genannten Mechanismus akribisch aufgeklärt und durch Experimente belegt. Dabei verwendeten sie patientenspezifische Nervenzellen, die aus Hautproben der betroffenen Patienten durch Reprogrammierung gewonnen wurden. Um eine zielgenaue Behandlung zu konzipieren, haben sie nach Substanzen gesucht, die erfahrungsgemäß die Verkürzung von RNAs verhindern. Dabei entdeckten sie zwei, die im Labor tatsächlich wirkten. Wurden die patientenspezifischen Nervenzellen mit diesen Substanzen behandelt, produzierten sie wieder genügend DJ-1 Protein – und überlebten. „Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Professor Gasser die Ergebnisse.

Hier finden Sie den Link zu der Pressemitteilung des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine: https://wwwde.uni.lu/university/news/slideshow/new_approach_against_parkinson_s_disease_through_stem_cell_research

 

Originalpublikation:

Boussaad I; Obermaier CD et al. A patient-based model of RNA mis-splicing uncovers treatment targets in Parkinson’s disease. Science Translational Medicine,9. September 2020.

DOI: 10.1126/scitranslmed.aau3960

 

Copyright: rawpixel.com / Freepik

 

Kontakt:

Professor Thomas Gasser

Zentrum für Neurologie
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Abteilung Neurologie mit Schwerpunkt neurodegenerative Erkrankungen

Hoppe-Seyler-Straße 3
72076 Tübingen

Tel.: +49 (0)7071 29-86529

thomas.gasseruni-tuebingen.de

 

 

Pressekontakt

Dr. Mareike Kardinal (in Elternzeit)
Leitung Kommunikation
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
Otfried-Müller-Str. 27
72076 Tübingen

In Vertretung

Dr. Hildegard Kaulen
Karlsruher Str. 8
65205 Wiesbaden

Tel: 06122 52718
E-Mail: h.k@kaulen-wissenschaft.de