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Alzheimer-Forscher Lary Walker nutzt Humboldt-Forschungspreis für Aufenthalt am Hertie-Institut in Tübingen

Walker will während seines Forschungsaufenthalts klären, warum Tiere keine Alzheimer Demenz entwickeln.

Der Humboldt-Forschungspreis gibt renommierten Forscherinnen und Forschern aus dem Ausland die Gelegenheit, ein drängendes wissenschaftliches Problem in Deutschland zu bearbeiten. Walker will wissen, warum die mit einer ähnlichen Physiologie und Genetik wie die Menschen ausgestatteten Menschenaffen zwar Alzheimer-Plaques im Gehirn entwickeln, aber keine Demenz bekommen. Offensichtlich führt nicht jede Ansammlung von Plaques zwangsläufig zu kognitiven Einbußen. Das kennt man auch aus der Medizin, denn nicht jeder mit typischen Alzheimer-Plaques im Gehirn, ist dement. 

Walker ist Professor für Neurologie an der Emory Universität in Atlanta und Professor am dortigen Yerkes National Primate Research Center. Er wird in Tübingen mit Professor Dr. Mathias Jucker zusammenarbeiten. Jucker leitet die Abteilung für Zellbiologie Neurologischer Erkrankungen am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) des Universitätsklinikums Tübingen und des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Tübingen. Jucker und Walker, die sich Ende der 1980er Jahre in Baltimore  kennengelernt haben, beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem alternden Gehirn und gehören zu den international führenden Alzheimer-Forschern.

Da es etwas geben muss, was demenzauslösende Plaques von nicht demenzauslösenden Plaques unterscheidet, wollen Walker und Jucker verstehen, worin dieser Unterschied besteht. Sie vermuten, dass er mit der dreidimensionalen Architektur des Beta-Amyloid Proteins zu tun hat, aus dem die Plaques bestehen. Das würde bedeuten, dass nur Ablagerungen mit einer ganz bestimmten Form von Beta-Amyloid krank machen und dass Tiere diese Form nicht bilden. Für diese Hypothese spricht, dass eine radioaktiv markierte Substanz, mit denen man die Plaques bei Patienten mit einer Positronen-Emissions-Tomographie sichtbar machen kann, bei Menschenaffen geradezu versagt. Da das Beta-Amyloid bei Menschen und Affen die gleiche Proteinsequenz hat, könnte dieser Unterschied mit der dreidimensionalen Form zu tun haben. Walker wird den Humboldt-Forschungspreis dazu nutzen, diese Hypothese zu prüfen.

Er wird am HIH auch der Frage nachgehen, ob Veränderungen in den Blutgefäßen des menschlichen Gehirns vielleicht ebenfalls eine Erklärung bieten wieso Menschen eine Alzheimer Demenz entwickeln, Tiere aber nicht. „Ich bin sehr froh, im renommierten Labor von Mathias Jucker neue Forschungsansätze verfolgen zu können“, sagt Walker über die Auszeichnung. „Juckers Labor hat exzellente Ressourcen und - das ist natürlich das Wichtigste - viele talentierte Forscherinnen und Forscher mit einen starken Interesse am Verständnis neurodegenerativer Erkrankungen“.

Der Preisträger wird ab dem 1. August 2016 für sechs Monate in Tübingen sein und auch Seminare geben. Der Humboldt-Forschungspreis ist mit 60.000€ dotiert und wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben. „Der Humboldt-Forschungspreis wird uns die Gelegenheit geben, einige grundlegende Fragen über die Ursachen und das Fortschreiten der Demenz anzugehen“, sagt Walker. Die Stiftung zeichnet mit diesem Preis das Gesamtwerk eines renommierten Wissenschaftlers aus und fördert durch diese Auszeichnung und andere Programme den internationalen Austausch.

 

Zur Person von Professor Dr. Lary Walker:

Walker ist Neurowissenschaftler. Er hat Experimental-Psychologie und Neurowissenschaften studiert und an der Tulane Universität in New Orleans promoviert. Nach verschiedenen Stationen an der Universität Kassel, der Emory Universität und der Johns Hopkins Medical School in Baltimore war er bis 1995 Professor an der Johns Hopkins Medical School. Bis 2003 war Walker Direktor der Alzheimer Forschung bei Parke-Davis Pharmaceuticals/Pfizer in  Ann Arbor. Seit 2003 ist Walker Professor am Yerkes National Primate Research Center. Vor kurzem wurde er zum Marie und E.R Snelling Professor für Neurologie an der Emory Universität in Atlanta ernannt. Er ist Mitglied in vielen Fachgesellschaften und Beratungsgremien. Das Alzheimer Research Forum hat Walker 2010 den „Outstanding Contributor Award“ zugesprochen, die MetLife Foundation hat ihm 2014 den „Award for Medical Research“ verliehen. Walker kommt zum vierten Mal für längere Zeit nach Deutschland. Anfang der 1980er Jahre war er DAAD-Fellow an der Universität Kassel, 1994 Gastwissenschaftler an der Universität Greifswald und 2014 schon einmal Gast am Hertie-Institut in Tübingen.   

 

Auf Wunsch erhalten Sie ein Foto von Professor Dr. Lary Walker. Er steht auch für Interviews in Englisch zur Verfügung.

 

 

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