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Welthirntumortag am 8. Juni 2025

Jährlich am 8. Juni macht der Welthirntumortag auf die Herausforderungen und Schicksale von Menschen mit Hirntumoren aufmerksam. Der Aktionstag wurde im Jahr 2000 von der Deutschen Hirntumorhilfe e.V. ins Leben gerufen und soll das öffentliche Bewusstsein für die Erkrankung stärken sowie Solidarität mit Betroffenen und deren Familien zeigen. Hirntumore können sehr unterschiedlich sein. Aktuell unterscheidet die Weltgesundheits-Organisation > 120 verschiedene Hirntumore, die aus dem Nervensystem entstehen können, sogenannte primäre Hirntumoren. Die häufigsten Hirntumoren sind jene, die durch Metastasierung entstehen. Allen Hirntumoren, egal ob primärer Hirntumor oder Metastase, ist gemeinsam, dass sie für Betroffene eine lebensverändernde Dimension haben – nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.

Anlässlich des Welthirntumortags am 8. Juni 2025 rückt das HIH die psychische Gesundheit von Patientinnen und Patienten mit neuroonkologischen Erkrankungen in den Fokus. Eine kürzlich veröffentlichte multizentrische Studie unter Federführung von Frau Prof. Dr. Mirjam Renovanz, Leiterin der Forschungsgruppe „Versorgungsforschung in der Neuroonkologie“ in der Abteilung „Neurologie mit interdisziplinärem Schwerpunkt Neuroonkologie“ von Prof. Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai am HIH, zeigt, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Betroffenen zusätzlich zu ihrer Gliomerkrankung an einer klinisch relevanten psychischen Störung leidet. 

Die Studie, die in der Fachzeitschrift Cancer erschienen ist, basiert auf Daten von 691 Patientinnen und Patienten aus 13 neuroonkologischen Zentren in Deutschland. Mittels strukturierter klinischer Interviews (SCID) wurden häufige psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und Anpassungsstörungen diagnostiziert.  

Die Publikation finden Sie hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39550627/ 

Prof. Mirjam Renovanz, betont: „Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen die Notwendigkeit, psychische Begleiterkrankungen bei Hirntumorpatienten und -patientinnen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Deswegen ist es wichtig, dass wir neue Formen der Intervention finden und dabei insbesondere auch die Angehörigen einbeziehen.“ 

Neue Ansätze einer psychoonkologichen Intervention sind demnach eine essentielle Ergänzung zu einer exzellenten tumorspezifischen Therapie. 
Hier könnte beispielsweise der Einsatz einer Kunsttherapie helfen. Kunstbetrachtung wirkt sich positiv auf die Neurokognition aus und aktiviert Gehirnareale, die mit reflektierenden Denkprozessen in Verbindung stehen, wie das sogenannte Default Mode Network. 

Eine von Prof. Mirjam Renovanz und Minou Nadji-Ohl (Neurochirurgische Klinik, Klinikum Stuttgart) konzipierte Pilotstudie zu dem Projekt „Kunst*Kraft*Werke“ untersuchte die Machbarkeit und psychosozialen Effekte einer kunstbasierten Intervention, bei der Turmorpatientinnen und -patienten sowie deren Angehörige an thematisch gestalteten Kunstführungen in der Staatsgalerie Stuttgart teilnahmen. Jede Sitzung kombinierte kunsthistorische und neurowissenschaftliche Perspektiven auf ausgewählte Werke, begleitet von passender Musik. Ziel war es, kognitive Anregung und emotionale Entlastung zu fördern.

Die meisten Teilnehmenden berichteten positive Effekte: emotionale Entlastung, gesteigerte Neugier, kognitive Stimulation und eine Verbesserung im Alltag. Die Intervention wurde gut angenommen und wird derzeit in der Staatsgalerie weitergeführt. Ein weiteres Projekt, das aktuell beginnt und von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird, evaluiert eine begleitende Musiktherapie für neuroonkologischer Patientinnen und Patienten. 

Kunst- und Musik-basierte Interventionen als innovative Ergänzung zur psychosozialen Begleitung in der Neuroonkologie können einen wertvollen Beitrag zur ganzheitlichen Versorgung leisten. Eine weiterführende, systematische Untersuchung in prospektiven und größeren Studienkohorten ist unabdingbar, um den Stellenwert derartiger Interventionen in der Neuroonkologie zu etablieren.

 

Foto: Prof. Dr. Mirjam Renovanz

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